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Da ist sie wieder, diese geradezu magische Jahreszeit, wo alles aufatmet und überall ein Aufbruch zu spüren ist. Für mich ist es jedes Jahr ein kleines Wunder, wenn nach der Kargheit des Winters das erste zarte grün auftaucht. Immer, wenn ich all die kahlen Bäume und Büsche sehe, kann ich gar nicht glauben, dass die Natur es schafft hier wieder etwas wachsen zu lassen. Aber es funktioniert und das immer wieder.

Und genau darum geht es in der Wandlungsphase Holz. Wachstum, und das in alle Richtungen. Das Holz ist das Element, das in der chinesischen Medizin dem Frühling zugeordnet wird. Die Kräfte, die in der Stille des Winters im Inneren geruht haben, drängen nun nach außen und oben. Es ist beeindruckend zu erleben, wie ein in der Erde ruhender Keim eine Menge Erde beiseite räumt und sich seinen Weg ans Licht bahnt. Genau das ist die Dynamik des Holzes, das jetzt präsent ist.

Zum Element Holz gehören die Funktionskreisläufe Leber und Gallenblase. Hier ist die Leber der große Planer, sie setzt den Plan aber nicht selbst um. Das macht dann die Gallenblase. Sie entscheidet – ist der Plan es wert umgesetzt zu werden. Und wenn ja, dann gibt sie den ersten Impuls. Die Gallenblase unterstützt das Pflänzchen beim durchstoßen der Erdkruste und die Leber ist wie ein Stock an dem die Pflanze empor wachsen kann. Auf der Funktionsebene sorgt die Leber für einen gleichmäßigen Qi-Fluß. Sie verteilt das Qi im Körper. Diese Verteilungsstärke wird leicht durch Streß, falsche Ernährung oder klimatische Faktoren gestört und kann zu einer sogenannten Qi-Stagnation führen. Ein häufiges Phänomen in der hiesigen Lebenskultur. Zudem speichert die Leber das Blut und sorgt für die Geschmeidigkeit der Sehnen. Die Gallenblase unterstützt die Leber bei der Verteilung des Qi und stellt die Verdauungssäfte zur Verfügung.

Der nun vorherrschende klimatische Faktor ist der Wind. Der aufkommende Frühlingswind und das stetig zunehmende Yang sorgen für eine Aufwärtsbewegung der Energien. Eine gesunde Leberkraft hat damit keine Probleme. Ist das Leber-Qi aber bereits gestört, wird die Verteilungsfunktion durch den Wind noch zusätzlich behindert. Das aufsteigende Yang kann nicht gebändigt werden. Dann kommt es zu Kopfschmerzen, Migräneanfälle häufen sich. Und Allergien werden ein großes Thema. Ja, genau, Heuschnupfen. Das jetzt Symptome wie Augen jucken, Niesen (Wind), Nase laufen allgegenwärtig sind, hat auch in der beschriebenen Dynamik seine Ursache.

Die Leber ist das Entgiftungsorgan schlechthin und es ist eine gute Zeit sie durch eine leberfreundliche Ernährung zu unterstützen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt viel Frisches zu essen und wenig Fett. Und wie passend, dass die zugeordnete Farbe grün ist. Denn davon gibt es reichlich. Also essen Sie viel grünes Blattwerk und Gemüse. Brennesseltee regt den Stoffwechsel an und hilft, Leber und Galle zu entgiften. Die leicht bitteren Salate wie Endivie, Radicchio sind gut geeignet die Gallensäfte anzuregen. Auch für eine Fastenperiode ist nun der ideale Zeitpunkt. Wie gut, dass die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern genau hier hinein fällt und mit der Auferstehung endet. Das ist exakt die Symbolkraft der Leber und ihrer Holzenergie.

Mit dem erwachenden Frühling nimmt das Yang stetig zu, die Tage werden länger. Man hat mehr Lust nach draußen zu gehen, Menschen zu treffen oder sich neu zu verlieben. Frühlingsgefühle eben. Jetzt ist die Zeit des Neubeginns und jeder Anfang muß sich gegen bestehende Kräfte durchsetzen. Die Leber ist die Visionärin, sie hilft dabei, eine Idee über das Bestehende hinaus entwickeln zu können.

Das ist es, was der Frühling verheißt. Einen Neuanfang wagen, Balast abwerfen, Altes loslassen und so mutig zu sein, überhaupt eine Vision zu haben. Viel Freude dabei!