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Der Sommer ist angekommen. Das zeigt eindeutig der Blick auf das Thermometer. Der längste Tag ist schon wieder vorbei, die Sommersonnenwende hat bereits stattgefunden. Es ist Zeit, sich mit dem Sommer auch energetisch zu beschäftigen. Was passiert hier?

Der Sommer gehört zum Element Feuer. Jetzt hat das Yang seinen Höchststand erreicht: Yang im Yang, mehr geht nicht. Das Herz regiert den Süden und hat die Farbe des Feuers, rot. Die Wandlungsphase Feuer strebt zum höchsten Yang. Das Feuer ist ein Ort der höchsten Vernunft, aber neigt auch dazu, sich über alle Grenzen hinweg auszubreiten, wie ein Flächenbrand. Das Wasser hat dann die Aufgabe, das Feuer vor zu großem Verzehren zu bewahren. Wasser und Feuer bilden gemeinsam eine Achse zwischen Ererbtem, Erworbenem und Vollendetem.

Die Natur leuchtet, die Farben sind klar. Alles ist darauf ausgerichtet, Aufmerksamkeit zu erregen. Der Tag beginnt früher und endet spät, man fühlt sich aktiver und das Schlafbedürfnis sinkt. Vieles findet nun im Außen statt, Freunde treffen, grillen, einen Absacker trinken, Vergnügen haben. Und der Zugang zu Lebensfreude und Leichtigkeit ist so viel einfacher. Überall summt und surrt es. Aber auch Unruhe und nervöse Erregung nehmen zu.

Und doch gibt es hier wieder die bekannten Widersprüchlichkeiten. Mit der Sommersonnenwende ist das maximale Yang erreicht. Das Hexagramm zeigt sechs durchgezogene Linien. In diesem maximalen Yang ist bereits das maximale Yin enthalten. Und mit Tag eins nach der Sonnwende kehrt mit der ersten Yin Linie im Hexagramm schon ein kleines bißchen Dunkelheit zurück. Dieses besondere Yin-Yang Verhältnis zeigt sich auch im Tagesverlauf. Wenn das Yang am Maximum ist, nämlich zur Mittagszeit, wird alles plötzlich ganz still. Selbst die Luft scheint zu stehen, wird träge und windstill. Menschen ziehen sich zur Siesta zurück, um ihr Yin zu bewahren, was sehr vernünftig ist.

Denn leicht gerät die Hitze aus den Fugen und steigt sprichwörtlich zu Kopf. Zuviel Yang steigt nach oben und kann für Schwindel, Benommenheit und Kopfschmerzen sorgen. Die Körpersäfte, die eigentlich durch die belebende Energie des Sommers schön zirkulieren, werden dann zähflüssig, weil das Yin zu schnell verbraucht wird. Der Shen wird unruhig und geistert umher. Die resultierenden Fantasien sorgen für Schlaflosigkeit.

Entsteht im inneren Hitze und findet keinen Kanal nach draußen, kann sie sogar im Herbst noch für Angina mit Fieber oder sogar Lungenentzündung sorgen. Gerade ältere Menschen müssen nun schön aufpassen, dass sie nicht ihr ganzes Yin verbrauchen und dann im Herbst keine Substanz mehr haben. Es ist also ganz wichtig im Sommer auch das Wasser zu stützen, hier insbesondere die Nierenkraft. Damit das Herzfeuer als höchstes Yang nicht zu überbordend wird und außer Kontrolle gerät. Diese Feuer-Wasser-Achse zu stabilisieren ist dann auch meine Aufgabe.

Die Ernährung sollte nun bunt sein, wie der Sommer selbst. Viel Frisches ist angesagt, um das Yin aufzufüllen, was auch durch das Schwitzen verloren geht. Ein Mensch mit Fülle-Zeichen kann jetzt vermehrt Rohkost essen. Für schwächere Menschen mit Leere-Zeichen eignen sich kürzere Garzeiten, z.B. kurz in Wasser blanchiertes Gemüse. Das Angebot an Früchten und Salaten ist reichhaltig. Hier kann man wirklich aus dem Vollen schöpfen. Naturgemäß ist der Appetit nicht so groß, wenn es heiß ist und es ist durchaus zu empfehlen genau das zu berücksichtigen und nicht zu viel zu essen oder auch mal eine Mahlzeit auszulassen. Das entlastet das gesamte System.

Und bitte ausreichend trinken! Am besten geeignet ist stilles Wasser, gerne mit frischer Minze und Zitrone. Es empfiehlt sich, das Getränk nicht zu sehr runterzukühlen, mit Eiswürfeln oder ähnlichem, weil der Körper es doch wieder auf die physiologische Temperatur erwärmt und dann Energie aufgewendet werden muß. Mit dem Resultat, dass man mehr schwitzt. Ein schönes Sommergetränk ist auch ein heiß aufgegossener Tee aus frischer Minze, den man dann stehen lässt bis er wieder lauwarm ist. Die Minze hat kühlende Eigenschaften, aber das Getränk ist nicht eiskalt, eine ideale Kombination. Viele kennen diese Variante schon von Reisen in südliche und nahöstliche Länder.

Jetzt ist die Zeit für Picknicks und laue Sommerabende mit Freunden, gemeinsames Grillen und den Tag ausklingen lassen in Gesellschaft.

Die aufgeregte Verliebtheit im Frühling weicht der still brennenden Liebe des Herzens im Sommer. Die Gefühle bekommen mehr Tiefe und Klarheit. Das Feuer des Herzens drückt sich in Hingabe aus. Die Fähigkeit sich hundertprozentig auf etwas einzulassen, auch auf das Leben.

Das ist er der Sommer. Genießen Sie ihn und bewahren Sie bitte trotzdem einen kühlen Kopf.