Das Ende des Jahres naht. Und sehr viele Sätze, die momentan fallen drehen sich im weitesten Sinne um Zeit und ihre Geschwindigkeit, wie z.B. – es ist schon wieder Weihnachten – ich habe gar keine Zeit mehr, alle wollen einen nochmal sehen – hast Du nochmal Zeit – alles geht plötzlich schneller – das Jahr ging diesmal aber besonders schnell rum – usw. usw.
Zeit, sich mit der Zeit zu beschäftigen!
In Wikipedia findet man hierzu sehr schöne Definitionen, sowohl physikalisch, als auch philosophisch: “Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also eine eindeutige, unumkehrbare Richtung. Mit Hilfe der physikalischen Prinzipien der Thermodynamik kann diese Richtung als Zunahme der Entropie, d. h. der Unordnung in einem abgeschlossenen System, bestimmt werden. Aus einer philosophischen Perspektive beschreibt die Zeit das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend und zur Zukunft hinführend. Nach der Relativitätstheorie bildet die Zeit mit dem Raum eine vierdimensionale Raumzeit, in der die Zeit die Rolle einer Dimension einnimmt. Dabei ist der Begriff der Gegenwart nur in einem einzigen Punkt definierbar, während andere Punkte der Raumzeit, die weder in der Vergangenheit noch der Zukunft dieses Punkts liegen, als „raumartig getrennt“ von diesem Punkt bezeichnet werden.”
Fragt man Menschen, wie sie Zeit definieren, sagen sie häufig, ist doch klar, eine Minute besteht aus 60 Sekunden, eine Stunde aus 60 Minuten, ein Tag hat 24 Stunden. Völlig einleuchtend und klar definiert. Und doch hat Zeit eine sehr subjektive Komponente. Auch die Wissenschaft hat festgestellt, dass das Lebensalter einen Einfluß auf das Zeitempfinden hat. Im Alter wird nämlich alles schneller. Ich persönlich glaube allerdings, dass heute auch junge Menschen die Zeit beschleunigt wahrnehmen, weil innerhalb einer Minute so unglaublich viel mehr Informationen verarbeitet werden, als noch vor zehn Jahren.
Es gibt aber auch einen anderen Aspekt. Wir alle kennen Momente, in denen eine Stunde plötzlich immens lang wird, entweder weil wir uns langweilen oder weil etwas so interessant ist, dass man buchstäblich aus der Zeit heraus tritt. Oder ein Tag vergeht leider viel zu schnell, weil wir so gut unterhalten sind durch andere Menschen oder Situationen. Wenn man sehr plötzlich in Gefahrensituationen gerät, kann durch das Anfluten von Adrenalin im Gehirn plötzlich der Moment in Zeitlupe ablaufen und es werden Reaktionsmuster möglich, die ohne das nicht realistisch wären, z.B. ein Steuer in letzter Sekunde herumzureißen.
Wäre es wirklich möglich, dass Zeit gar nicht so klar definiert ist und eine sehr persönliche Komponente hat, nämlich, wie man sie wahrnimmt?
Während der Akupunktursitzung entsteht häufig auch so ein zeitloser Raum. Das vegetative Nervensystem beruhigt sich und man begibt sich auf eine Metaebene, wo Zeit wundersamerweise keine Rolle mehr spielt. Dort kann man dann die Batterie aufladen.
An Patienten, die ein sehr enges Zeitmanagement haben und innerlich sehr getrieben sind, gebe ich gerne ein buddhistisches Sprichwort weiter: “Wenn Du es eilig hast, gehe langsam”. In diesem Zusammenhang bin ich auch gerne mein eigener Kunde. Und es hilft tatsächlich. Fange ich an zu huschelig zu werden, weil ich glaube es nicht zu schaffen, schalte ich einen Gang zurück und staune, weil es dann mit mehr Konzentration doch klappt.
Ist Zeit also viel formbarer, als man vermutet? Ist es ähnlich wie bei der Realitätsgestaltung auch eine Frage der Wahrnehmung? Oder vielleicht gibt es Zeit jenseits der Polarität gar nicht. Das muss sich jeder selbst beantworten. Ich glaube an diese stille Magie. Anstatt, dass ich für oder gegen die Zeit arbeite, arbeitet die Zeit für mich.
Und da jetzt eh die Zeit der kleinen Wunder ist, wünsche ich Ihnen eine geruhsame Adventszeit! Gehen Sie langsam…