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Es ist Sommer – eigentlich. Die Zeit der flirrenden Energie, der langen Tage und kurzen Nächte. Ich habe es im vergangenen Jahr unter dem ganz eigenen Eintrag ‘Summertime’ schon beschrieben. Es ist eine Zeit, in der wir uns gerne unterhalten, angeregt gestikulieren, andere umarmen. Eine Zeit der Extrovertiertheit. Und auch hier steht das große EIGENTLICH.

Denn in diesem Jahr ist alles anders. Dieses Jahr hat einen Virus im Gepäck. Corona geht einher mit Beschränkungen und Auflagen. Mit viel nicht dürfen und mit wenig Bewegungsfreiheit. Hinzu kommen Angst um die körperliche Versehrtheit und existentielle Sorgen.

Der Sommer ist die Zeit des Elementes Feuer. Das Feuer zeigt sich im Antlitz, im Lachen und in einer regen Mimik. Jetzt trägt man eine Maske und ein maskiertes Feuer bekommt eine ganz andere Qualität. Das miteinander Kommunizieren wird schwieriger. Die natürliche Energie wird gebremst. Es ist als würde man auf einen Topf mit bereits kochendem, blubberndem Wasser einen Deckel legen. Was dann passiert kann man sich lebhaft vorstellen. Die Stimmung erhitzt sich und es gibt Überdruck.

Das ist es, was man durchaus beobachten kann. Die ersten drei Monate verliefen recht ruhig. Die Situation war neu, man hat sich eingerichtet. Jetzt ist eine Stagnationsphase erreicht, keiner weiß genau wie es weitergeht und es gibt keine wirkliche Perspektive. Das zeigt sich in mehr Aggressionen. Die Menschen sind gereizter und haben weniger Toleranz. Der Umgang wird ruppiger und das betrifft auch das ganz normale tägliche Miteinander. Aber auch Diskussionen werden hitziger geführt. Die Positionen sind festgefahrener und es entsteht mehr Streit. Oder aber die andere Seite der Medaille, nämlich Lustlosigkeit bis hin zu Depressionen, weil man so sehr ausgebremst ist, dass die gestaute Energie in Passivität umschlägt. Das ist ein Spektrum, das mir momentan häufig in meiner täglichen Arbeit begegnet.

Also wie geht es weiter? Der Hesse sagt ‘ei als weidä’. Und da ist etwas dran. Momentan gibt es nur ein weitermachen, genau in dem Rahmen der möglich ist, ohne Hadern und Bedauern. Aber mit dem Vertrauen, dass etwas dabei herauskommt, am Ende, aus dieser ungewohnten Situation. Etwas, das man vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erkennen kann.

Hier, genau hier kommt der Ochse ins Spiel. Das ist die Kraft des Holzes, um genauer zu sein die Kraft der Leber und des Leber-Blutes. Anstatt in der Stagnation zu verharren, die dem Holz gar nicht gut tut, muss der Übergang in das Element Feuer, der ‘eigentlich’ jetzt dran wäre ein wenig transformiert werden, weil es eben nicht anders geht. Also gehen wir mit der Kraft der Leber durch diese Zeit. Das zugehörige Tier ist bezeichnenderweise der Ochse und noch spezifischer, der Ochse, der unermüdlich den Pflug zieht. Furche um Furche in einem beständigen Rhythmus, ohne Hast und ohne großes Nachdenken. Feld um Feld bis alles erledigt ist. Basta. Er hört erst auf, wenn alles umgegraben ist. Und dann kann auch wieder etwas neues wachsen.

Das könnte sich auch in der Ernährung niederschlagen. Schön weiterhin viel grüne und bittere Kräuter und Salate essen, denn die reinigen das Blut. Auch mal eine Kraftbrühe einbauen. Denn eine solche Zeit geht sprichwörtlich an die Substanz und die will bewahrt werden. Nicht genau das, was man vom Sommer erwartet, aber so ist es eben.

Die Leber ist der General unter den Organ-Kreisläufen. Und der General macht auch Pläne. Also ruhig schonmal planen und wenn es nur zum Spaß ist. Der General legt die Entwürfe dann in seine große Schreibtischschublade und kann sie jederzeit herausholen, wenn es soweit ist. Dann kann die kreative Energie sofort wieder fließen, ohne Verzögerung.

So ist das mit dem Ochsen. Er zieht übrigens auch den Karren aus dem Dreck. Also machen Sie frohen Mutes einfach weiter…