Das Jahr ist im Herbst angekommen. Die Tage werden nun spürbar kürzer, es kommt mehr Wind auf und die Sonne wärmt längst nicht mehr so intensiv. Gleichzeitig gibt die Natur nochmal richtig Gas und erstrahlt in knalligen Rot- und Rosttönen. Wie ein letztes Aufbäumen, bevor die Grauschattierungen den Ton angeben und sich alles zurückzieht für den Winter.
Es ist die Zeit des Einweckens und Einlegens. Die Nahrungsstoffe werden konzentriert und haltbar gemacht für einen langen Winter. Und so macht es auch die Natur. Die Essenz wird wie in einer Flasche eingekorkt und in der Erde vergraben, um über den Winter zu reifen und dann im kommenden Frühjahr wieder etwas Neues hervorzubringen. Die Saat wird jetzt gelegt.
Das dazugehörige Element ist das Metall. Das Schriftzeichen für Metall zeigt zwei Goldbarren unter einem Dach. Es ist die Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Herbst, wenn das Yin noch jung ist. Die üppigen Kräfte des Sommers ordnen sich der kommenden Ruhe des Winters unter. Die Ernte ist eingefahren, die Speicher sind voll. Es ist eine Zeit der Einkehr.
Die kosmische Kraft, die dem Metall zugeordnet wird ist die Trockenheit. Auch wenn nun alles von Raureif und Nebel überzogen ist und die Feuchtigkeit gefühlt zunimmt, so dringt diese Feuchtigkeit nicht mehr in die Pflanzen ein. Die Blätter werden welk und fallen schließlich ab. Die Feuchtigkeit bleibt außen und kann nicht mehr ins Zellinnere vordringen. Ein vertrocknendes Blatt kann keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen.
Die Himmelsrichtung ist der Westen und die Hüterin des Westhimmels ist die Venus, die in Herbstnächten plötzlich besonders strahlt und sichtbar wird. Die zugeordnete Farbe ist weiß, wie der Nebel, der plötzlich alles einhüllt und wie das milchige Licht in den Dämmerungsphasen.
Die Wandlungsphase Metall ist die Zeit der Gerechtigkeit, im alten China war das Metall der geeignete Moment, Recht zu sprechen. Der Wert des Lebens ist die Kernfrage des Metalls. Es geht hier immer um Qualität und um den wirklichen Wert der Dinge.
Die entsprechenden Organe sind Lunge und Dickdarm. Der Yang- Partner Dickdarm ist die große Müllabfuhr im Körper. Abfälle, die den Körper nicht verlassen, belasten ihn mit Toxinen. Der Dickdarm steht am Ende eines Auswahlprozesses und er muß nun alles was an toxischen Substanzen übrig geblieben ist, sammeln und entsorgen. umso wichtiger ist es, ihn durch eine geeignete Lebenspflege schon im Vorfeld zu entlasten. Hier geht es auch vorrangig um das Entsorgen und Loslassen von Dingen, Menschen und Gefühlen. Lang andauernde Verstopfung sorgt für Unbehagen und läßt den Menschen auch geistig stagnieren oder die Sicherung brennt durch und er wird cholerisch. Der Yin-Anteil, die Lunge, stellt aus der Luft der Atmosphäre einen Teil des Nach-Himmels-Qi her. Der andere Teil kommt aus der Nahrung. Deshalb ist das Kultivieren einer tiefen Atmung so wichtig. Der Atem löst die Grenze zwischen Himmel und Erde auf. Schöne Herbstspaziergänge an der frischen Luft sind jetzt besonders wichtig. Sowohl für die Lunge und die Atmung, als auch für den Dickdarm, der in Schwung kommt.
Die Energie zieht sich jetzt langsam ins Innere zurück. Diese Bewegung sollte man auch mit der Ernährung unterstützen. Jetzt ist genau die richtige Zeit die etwas gehaltvolleren Feldfrüchte wie Kartoffeln, Kürbisse, Zucchini, Kohlarten zum Beispiel zu herzhaften Eintöpfen zu verarbeiten, anstatt die leichteren Blätter und Blüten in Form von Salaten zu sich zu nehmen. Für die im Herbst trockener werdenden Schleimhäute ist das saisonale Obst, wie Äpfel und Birnen genau richtig, denn sie befeuchten.
Mit den kürzer werdenden Tagen ist ein stärkeres Verlangen nach Rückzug und innerer Einkehr völlig normal. Auch eine leichte Melancholie hat hier Platz, ohne gleich von einer Depression zu sprechen. Schließlich ist die zum Metall gehörende Emotion, die Trauer. Man darf schon ein bißchen auf das Jahr zurückschauen, Abschied nehmen und sozusagen ein wenig betrauern, dass es sich schon wieder dem Ende zuneigt. Zusätzlich sammelt man über mehr Ruhe seine Kräfte. Es wird Zeit, wieder früher ins Bett zu gehen und die Mahlzeiten zeitiger einzunehmen. Alles wird ein wenig langsamer und gemütlicher.
Es ist eine außergewöhnliche Stimmung. Noch richtet man sich ein, überlegt, was noch erledigt werden muß, bevor der Winter da ist. Kann den ein oder anderen Tag draußen in der noch wärmenden Sonne sitzen. Und doch riecht es schon nach Winter.
Es ist eine besondere Zeit, wenn die Blätter fallen. Vielleicht auch, weil die eigene Endlichkeit bewußt wird. Aber gleichzeitig ist da die Erleichterung, dass auch der heißeste Sommer mal ein Ende hat.